29. September 2023

TurfTimes: 

Ausgabe 787 vom Freitag, 29.09.2023

Auf der Website france-sire wird er bereits intensiv beworben: Mendocino (Adlerflug), Sieger im Großer Preis von Baden (Gr. I), wird im kommenden Jahr im Haras du Lion in Frankreich als Deckhengst aufgestellt, wobei der Schwerpunkt auf der Zucht von Hindernispferden liegt. Er steht dort an der Seite des Ittlingers Lavello (Zarak), der in seiner ersten Saison im Gestüt mit 82 Stuten sehr gut gebucht wurde. 

Hier geht es zum kompletten Profil von Mendocino inkl. Pedigree, Rennlaufbahn und Verweisen auf Berichte in Turf-Times: Klick!

Der vom Gestüt Brümmerhof gezogene BBAG-Kauf Mendocino hatte für den Stall Salzburg und Trainerin Sarah Steinberg eine wechselvolle Karriere. Drei Rennen hat er gewonnen, dreijährig das BBAG-Auktionsrennen in Baden-Baden, danach war er Zweiter im Großer Preis von Bayern (Gr. I). Vierjährig verwies er Torquator Tasso (Adlerflug) in Iffezheim auf Platz zwei, im “Arc” war er Zwölfter, in Hong Kong kam er in der “Vase” nicht aus der Startbox heraus. In diesem Jahr konnte er nur noch einmal herausgebracht werden, im Frühjahr sprang im Preis der Badischen Wirtschaft (Gr. II) Rang drei heraus.

Die Rennlaufbahn von Mendocino

Der größte Erfolg: Mendocino mit Rene Piechulek, Racingmanager Harald Schneider und Trainerin Sarah Steinberg nach dem Sieg im Grossen Preis von Baden 2022. ©galoppfoto - Sabine Brose

Der größte Erfolg: Mendocino mit Rene Piechulek, Racingmanager Harald Schneider und Trainerin Sarah Steinberg nach dem Sieg im Grossen Preis von Baden 2022. ©galoppfoto – Sabine Brose

Der Racing-Manager des Stalles Salzburg, Harald Schneider, hat die Rennlaufbahn von Mendocino hier noch einmal ausführlich zusammengefasst: 

Der dritte Platz unter Höchstgewicht im Großen Preis der Badischen Wirtschaft, Gr. II, beim diesjährigen Frühjahrs-Meeting auf seiner Lieblingsbahn in Iffezheim wird der letzte Start von Stall Salzburgs Mendocino bleiben. Der vom Gestüt Brümmerhof gezogene Adlerflug-Sohn wurde an ein französisches Züchter-Konsortium verkauft und hat seine Rennkarriere damit beendet. Der Hengst wird demnächst ins Haras du Lion, einem ehemaligen französischen National-Gestüt bei Le Lion- d ́Angers im Departement Maine-et-Loire übersiedeln um dort im nächsten Jahr seine Beschäler-Laufbahn zu beginnen.

Trainiert von Sarah Steinberg in München-Riem absolvierte Mendocino zwei- bis vierjährig 13 Starts. Er gewann dabei drei Rennen und lief weitere acht Mal in die Geldränge. Seine Gewinnsumme beläuft sich auf 212.050 Euro.

Sieger im Großen Preis von Baden 2022

Zwei Adlerflug-Söhne vorne: Mendocino (links) gelingt mit Rene Piechulek der Gr. I-Treffer im Großen Preis von Baden gegen den Arc-Sieger Torquator Tasso. ©galoppfoto – Frank Sorge

Auf höchster Ebene verwies Mendocino im Vorjahr unter René Piechulek mit überragenden Endspeed im Großen Preis von Baden, Gr. I,  den dreimaligen Galopper des Jahres und Arc-Sieger Torquator Tasso (Adlerflubg) sowie Derby-Sieger Sammarco (Camelot) trotz zuvor dreimonatiger Pause in die Schranken. Diese Bestleistung war dem deutschen Handikapper 99 Kilo wert.

Bester des Jahrgangs 2018

Ähnlichen Stellenwert besitzt auch sein zweiter Platz zur späteren Arc-Siegerin Alpinista im Großen Preis von Bayern, Gr. I, im November 2021. Bei seinem erst sechsten Lebensstart wagte sein Team den Sprung auf Gruppe I-Level. Einen Moment schien es sogar als könnte Mendocino die Sensation schaffen, als der Hengst an der 200 Meter-Marke die Frankel-Tochter zum Kampf stellte. Aber Ende fehlte lediglich eine dreiviertel Länge. Kein anderes deutsches Pferd kam in diesem Jahr näher an die Super-Stute heran. Mendocino wurde im Jahrgang 2018 hinter dem in Frankreich gezogenen Derby-Sieger Sisfahan schließlich als der beste in Deutschland gezogenen Dreijährige mit 98 Kilo GAG eingestuft.

Stets mit großen Ambitionen bedacht

Zu Hause gab Mendocino früh zu großen Hoffnungen Anlass. Trotzdem begann er seine Rennkarriere als Zweijähriger erst am 25. Oktober 2020 in Hannover: Klick zum Rennen! Sichtlich noch sehr „grün“ kam er mit zunehmender Distanz im 13er-Feld am Ende immer besser ins Bild und ließ dabei als Vierter bereits einiges Potential aufblitzen. Nicht anders war es bei seinem Debüt als Dreijähriger. Am 1. Mai traf er auf seiner Heimatbahn auf den späteren Derby-Dritten Imi, dem er nach hartem Kampf nur um einen Kopf unterlag: Klick zum Rennen! Das Rennen war über die 2000 Meter-Distanz um 2,2 Sekunden schneller als das Bavarian Classic, Gr. III, am selben Tag. 

Maidensieg mit unbeschreiblicher Überlegenheit und anschließend gleich auf Gruppe-Ebene

Vier Wochen später legte Mendocino dann hochüberlegen mit 13 Längen Vorsprung auf der Heimatbahn seine Maidenschaft ab: Klick zum Rennen! Danach sollte er sich im Union-Rennen, Gr. II, eigentlich für das Deutsche Derby qualifizieren. Obwohl vor Ort entschloss man sich auf Grund unpassender Bodenverhältnisse aber gegen einen Start in Köln. Damit verpasste man jedoch auch die Derby-Fahrkarte zu lösen. Stattdessen stand am Tag des Deutschen Derbys für Mendocino nun der Prix Eugene Adam, Gr. II, in Saint-Cloud über 2000 Meter auf dem Programm. Von einem Münchner Maidenrennen (GAG 74 kg) also direkt in einen Pariser Grupperennen. Obwohl der dortige vierte Platz, von Olivier Peslier etwas zu offensiv vorgetragen und nur einen Hals hinter dem späterem Gruppe-I-Sieger Adhamo, sicher keine Schande war, insgeheim hatte sich sein Team doch etwas mehr ausgerechnet.

Spaziergang in Iffezheim

Erstmals über die Derby-Distanz von 2400 Meter ging es für Mendocino am 1. September 2021 im Preis der BBAG-Jährlingsauktion -Auktionsrennen. Völlig souverän entledigte sich der Fuchshengst dieser Aufgabe, bei der er unter anderem Aff un zo (Kallisto) auf den 3. Platz verwies, der sich anschließend das Deutsche St. Leger, Gr. III, und das Silberne Pferd, Gr. III, holte. Mit dem bereits erwähnten zweiten Platz zu der großartigen Alpinista beschloss Mendocino dann seine Dreijährigen-Saison.

Dreimal in Frankreich

Vierjährig startete Mendocino zunächst dreimal in Frankreich, mit dem Hintergrund, dass der Grand Prix de Saint-Cloud, Gr. I, sein erstes Saisonziel sein sollte. Zunächst zweimal im April und Mai in Longchamp, wo er jedes Mal ein völlig verbummeltes Rennen vorfand und seine beste Waffe – sein beeindruckenden „Turn Of Foot“ – nicht wie erhofft zum Zug kam.

Als Vierter im Prix Lord Seymour auf Listenparkett  und als Dritter im Prix du Hedouville, Gr. III, gegen Cracks wie Baratti, Sweet Lady und Bady Rider bzw. Mutabahi, Alter Adler vor Bubble Gift hat er seine Zugehörigkeit zur internationalen Spitze jedoch untermauerte.

Um für seine nächste Aufgabe, den Grand Prix de Chantilly, Gr. II, nicht wieder vor dem gleichen Problem zu stehen, entschloss man sich Mendocino diesmal seinen Stallgefährten Soho als Pacemaker zur Seite zu stellen. Dieser erfüllte seine Rolle großartig, leider stellte sich aber auch heraus, dass das Stehvermögen des Hengstes über 2400 Meter bei offensiverer Reitweise doch etwas ans Limit kommt. So sprang für ihn nachdem er den Sieger Mare Australis bis weit in die Gerade auf den Zahn fühlte hinter Bubble Gift, Glycon und Grocer Jack diesmal nur ein ehrenwerter fünfter Platz übrig.

Der Höhepunkt und die letzten Starts

Nach dieser anstrengenden Prüfung ließ man den Grand Prix de Saint-Cloud aus und verordnete den Adlerflug-Sohn eine dreimonatige Pause bis zum 4. September 2022 in Baden-Baden, wo man dann den besten Mendocino bei seinem Sieg im Großen Preis von Baden, Gr. I,  erleben durfte. Leider konnte der Hengst diese Ausnahmeleistung danach nicht mehr wiederholen. Weder sein Start im 101. Qatar Prix de l ́Arc de Triomphe (Gruppe 1) noch in der Hong Kong Vase, Gr. I, standen, obwohl sein Team die Aufgaben durchaus optimistisch in Angriff genommen haben, unter einem guten Stern.

In Paris ist das Geläuf innerhalb von Stunden grundlos geworden und in der ehemaligen Kronkolonie war Mendocino aus unerfindlichen Gründen in der Startmaschine plötzlich indisponiert und konnte das Rennen gar nicht aufnehmen.

Wenigstens konnte Mendocino die diesem Frühjahr mit einer rechnerisch sehr guten Leistung und feinem Speed im Großen Preis der Badischen Wirtschaft, Gr. II, beweisen, dass er von seinem Können nichts eingebüßt hat. Leider mussten verletzungsbedingt danach weitere Starts ad acta gelegt werden.

Obwohl der Heilprozess von Mendocino vielversprechend ist, hat sich der Stall Salzburg für die Angebote aus dem Nachbarland und eine Zuchtlaufbahn des Fünfjährigen zu entscheiden, anstatt ihn auch nächstes Jahr im Training zu belassen.

Die neue Karriere

Als Sohn des Ausnahme-Deckhengstes Adlerflug und der Pivotal-Tochter Mill Marin aus Mutterlinie des Champion-Rennpferdes und Vererbers Mill Reef sollte Mendocino alle Voraussetzungen für eine erfolgreiches Zuchtlaufbahn haben.

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